Endokarditis
Definition
Bakterielle Endokarditis
Ein septisches Krankheitsbild mit Besiedlung einer oder mehrerer Herzklappen
mit thrombotischen, bakterienhaltigen Auflagerungen mit progredienter
Destruktion der betroffenen Herzklappen. Die Erkrankung ist charakterisiert
durch septische Streuungen mit Mikro- und Makroembolien. Das Krankheitsbild
ist stets lebensbedrohlich!
Rheumatische Endokarditis
Die rheumatische Herzerkrankung ist die Folgekomplikation einer Streptokokkeninfektion,
die einen allergisch-hyperergischen Prozess in Gang setzt. Am Anfang steht
die Streptokokken-Angina, seltener auch eine Scharlacherkrankung.
Bakterielle
Endokarditis
Ursache
Bakterieller
Befall des Endokards, insbesondere der Klappen, meist nach vorausgegangener
rheumatischer Endokarditis, traumatischer Schädigung des Endokards (z.B.
postoperativ mit oder ohne Restbefund), bei angeborenen oder erworbenen
Herzklappenfehlern, hypertrophischer obstruktiver Kardiomyopathie oder
bei myxomatöser Degeneration (Mitralprolaps mit Reflux!). Gelegentlich
auch kurz- oder langfristig nach Splenektomie (Pneumokokken). Als Erreger
kommen grampositive und -negative Bakterien, Pilze und Protozoen in Betracht.
Häufige Erreger: Streptokokken
Pathologisch-anatomischer
Befund
– Fibrinös-ulzeröse
Klappenveränderungen
– Aortenklappen > Mitralklappen betroffen
Symptome
–
Leitsymptom: unklares, gelegentlich kontinuierliches, häufig aber septisches
oder zumindest in der Intensität wechselndes Fieber
– Symptome eines Allgemeininfektes: Unwohlsein, Müdigkeit, Gelenk- oder
Gliederschmerzen, Inappetenz, Leukozytose, Senkungsbeschleunigung, Splenomegalie
– Kardiale Geräusche (besonders zu achten auf Aorteninsuffizienz)
– Schmerzhafte Knötchen an Finger- und Zehenspitzen (Osler-Knötchen)
– Uhrglasnägel
– Anämie
– Hämaturie
Aktuelle Sonderform
Rechtskardiale
Lokalisation
– Betroffen sind besonders Drogensüchtige, Patienten mit intravasalen
Verweilkathetern
– Prädisponierende Faktoren: Selbstinjektionen, Alkoholismus, Chemotherapie
maligner Tumoren
Diagnostik
–
Nachweis der Erreger im Blut (Blutkultur nur sinnvoll, wenn keine Antibiotika
verabreicht werden), nicht selten aber abakteriämisch (Mehrfache Blutkulturen
während Schüttelfrost oder febriler Phase)
– Fieber + 2 große Kriterien oder Fieber + 1 großes + 3 kleine Kriterien
große
Kritierien:
–
2 positive Blutkulturen,
–
neue oder wechselnde Herzgeräusche,
–
endokarditische Vegetationen im UKG;
kleine
Kriterien:
–
arterielle Embolien,
–
immunologische Abweichungen,
–
Splenomegalie,
–
Rückflussgeräusch,
–
Herzinsuffizienz,
–
vorbestehende Herzerkrankung,
–
Vaskulitis)
– Milzvergrößerung im Sonogramm
– TTE und TEE: Nachweis endokarditischer Vegetationen und septischer kardialer
Abszesse
– Augenhintergrund
Komplikationen
– Mikroembolien
(stecknadelkopfgroße Blutungen der Haut, Schleimhaut und unter den Nägeln)
– Herdnephritis oder diffuse Glomerulonephritis
– Arterielle Makroembolien, insbesondere auch Hirnembolie
(Status embolicus)
– Herzinsuffizienz linksventrikulär
– Septische Abszesse (besonders bei Prothesenendokarditis)
–
Klappenringabszess, Segelabriss
Verlauf
– Akut oder
subakut (> 6 Wochen = Endocarditis lenta)
– Endstadium: organische Klappeninsuffizienz, in der Regel univalvulär,
wesentlich seltener Klappenstenose
Rheumatische
Endokarditis
Ursache
Hyperergische
Reaktion auf ß-hämolysierende Streptokokken, überwiegend am Klappenendokard
(Organmanifestation bei rheumatischem Fieber). Autoimmunprozess?
Pathologisch-anatomischer
Befund
– Verruköse
Auflagerungen mit interstitieller Valvulitis
– Mitralklappen > Aortenklappen
Symptome
–
Meist Kinder oder junge Erwachsene; anamnestisch wird nicht selten eine
kurz zuvor abgelaufene Infektion der Mundhöhle (Tonsillen) angegeben
– Temperaturerhöhung wechselnden Ausmaßes und wechselnder Dauer
– Symptome eines Allgemeininfektes:
Unwohlsein, Müdigkeit, Gelenk- und Gliederschmerzen, Inappetenz, Leukozytose,
Senkungsbeschleunigung; keine Splenomegalie
– Kardiale Geräusche (vordergründig: systolische Geräusche)
– Zeichen einer peri- und myokardialen Beteiligung: Tachykardie, Galopprhythmus,
mitunter Herzinsuffizienz, Reibegeräusche
– Erytheme
Diagnostik
Antikörpertiter
gegen Streptolysin und DNAase B. Erhöhung des Titers über 500 E oder verfolgbarer
Anstieg des Titers während einer Erkrankung, die die oben geschilderten
Symptome aufweist
Rheumatisches Fieber darf angenommen werden, wenn 2 sog. Hauptsymptome
oder 1 Hauptsymptom und 2 Nebensymptome vorhanden sind
–
Hauptsymptome:
Karditis,
Polyarthritis, Chorea minor, subkutane Knötchen, Erythema marginatum.
–
Nebensymptome:
Fieber,
Senkungsbeschleunigung, Streptokokkeninfekt, PQ-Verlängerung im EKG
Komplikationen
Anderweitige
Organmanifestationen eines rheumatischen Fiebers (z.B. akute Polyarthritis,
Chorea minor)
Verlauf
– Chronisch
rezidivierend
– Endstadium: organische Klappenstenose und/oder -insuffizienz, nicht
selten multivalvulär
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